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Heinrich Ruhen, Jesuitenmissionar aus Borsum

Stationen seines Lebens


1718

Im Juni wurde in einem Haus am Gänseteich in Borsum (heute Spielplatz) dem Tischler und Stellmacher Peter Ruhen und seiner Ehefrau Anna Buschen ein Sohn geboren. Am 16. Juni wurde er in der neuerbauten St. Martinuskirche in Borsum vom Pastor Brandt getauft. Er erhielt den Vornahmen Heinrich. Als Taufpaten waren zugegen: Heinrich Schrader und Elisabeth Heineken, beide aus Borsum.

Ca. 1725 bis 1736

Der junge Heinrich Ruhen ging zunächst in die Borsumer Schule, die sich damals an der Südseite des Friedhofs befand. Seine Lehrer waren damals Herr Oppermann (Küster der Kirche und Borsumer Pfarrer). Durch die Mithilfe von Jesuiten aus Hildesheim in der Seelsorge und Schule fiel ihnen der talentierte Junge auf. Sie veranlaßten eine umfassende Schulausbildung in ihrer Hildesheimer Schule, dem Marianum Josephinum. Hier absolvierte er nicht nur das Gymnasium, sondern wurde auch in philosophischen und humanischen Fächern ausgebildet.

1736

Bereits mit 18 Jahren, nach abgeschlossener Schulzeit, entschloß sich Heinrich Ruhen dem Orden der Gesellschaft Jesu (SJ), den Jesuiten, beizutreten. Er kam deshalb in das Novizenkolleg nach Trier, wo er nach 2 Jahren, am 23. Oktober 1738 das erste Ordensgelübte ablegte.

1738 bis 1745

Heinrich Ruhen wurde nun an das Kolleg der Jesuiten in Münster berufen, wo er 7 Jahre als Lehrer in humanistischen Fächern unterrichtete. Am Ende seiner Lehrtätigkeit entschloß er sich zum Studium der Theologie, um danach zum Priester geweiht zu werden.

1745 bis 1748

Zu diesem Theologiestudium begab er sich an das Jesuitenkolleg in Büren bei Paderborn. Am Ende des Jahres 1748 schloß er dieses Studium erfolgreich ab und wurde zum Priester geweiht.

1749 bis 1750

Sein Wunsch war es, als Priester und Missionar in fremden Ländern zu wirken. Schon bald erfolgte seine Berufung in die Missionsgebiete von Neuspanien in Nordamerika. Um dorthin zu gelangen, hatte er eine mühsame und gefahrvolle Reise anzutreten. Mit seinem Mitbruder, Pater Baegert, der diese Reise aufgeschrieben hat, wanderten beide durch Deutschland, Frankreich und Spanien zur Hafenstadt Cadiz an der spanischen Atlantikküste. Hier mußten sie lange auf ein Schiff warten, das sie nach Amerika bringen sollte. Durch die verstärkte Piratentätigkeit der Araber von Nordafrika aus, war die Schiffahrt erheblich eingeschränkt. Erst als ihr Schiff, der französische Handelssegler, „Conde“, der sie nach Veracruz bringen sollte durch zwei schwerbewaffnete Kanonenschiffe begleitet wurde, wagte die Conde die Fahrt über den Atlantik. Am 15. Juni 1750 verließ das Schiff den Hafen von Cadiz, um nach 72 Tagen Seefahrt den Hafen von Veracruz in Neuspanien, im Golf von Mexico, zu erreichen.

Von dort begaben sich die beiden Patres nach Mexico Stadt, wo sie in ihrer Ordenszentrale mit Land und Leuten vertraut gemacht wurden. Die Weiterreise erfolgte dann mit vielen Mitbrüdern, die alle im Nordwesten des Landes eingesetzt werden sollten. Am 19. Dezember trafen sie in der Stadt Guadelayara ein, wo sie in der Ordensstation ein paar Tage Rast machten und das Weihnachtsfest verbrachten.

1751

Im Januar reisten sie weiter in den Nordwesten des Landes in die Provinz Sonora. An der Küste des Pazifiks trennten sich die Mitbrüder von Heinrich Ruhen, um mit Booten zur Halbinsel Baja California überzusetzen, wo sie ihren Einsatzort bekamen. Heinrich Ruhen aber zog weiter nach Tubutama, hoch im Norden von Sonora. Hier erwartete ihn bereits sein Mitbruder, der Ordensvisitator Jacob Sedelmeyer. Dieser wies ihm die Missionsstation Sonoyta zu, die viele Tagesmärsche weiter westlich lag. Diese Station hatte einmal der Jesuitenmissionar Eusebio Francisco Kino 50 Jahre zuvor eingerichtet, der hier so segensreich wirkte, daß er als amerikanischer Pionier gilt und einen Platz in der Ruhmeshalle der USA, in Washington, erhielt.

Die Station wurde von Heinrich Ruhen wieder hergerichtet. Danach begab er sich ein zweites Mal zu seinen Visitator Sedelmeyer nach Tubutama, um vor ihm die ewigen Ordensgelübte abzulegen. Dieses Gelübte liegt noch heute schriftlich vor in den Archiven des Ordens in Amerika.

Schon damals befürchtete Heinrich Ruhen, daß er nicht lange dort sein werde, und er bat um das Gebet für ihn. Er hatte nämlich von den Aufständen erfahren, die ein Indianerstamm in der Nachbarschaft aufgerufen hatte. Diese Indianer waren zu ungewohnter schwerer Arbeit in den dort entdeckten Silberminen gezwungen worden. Mit diesem Aufstand versuchten sie ihre Unterdrücker loszuwerden. In der Nacht vom 21. zum 22. November 1751 kam eine Indianergruppe nach Sonoyta, fand Pater Heinrich Ruhen in seinem Missionshäuschen und verletzte ihn mit mehreren Pfeilen tödlich. Am anderen Morgen fanden einheimische Indianer ihn, der sich mit letzter Kraft aus seiner Behausung geschleppt hatte. In einem Akt der Nächstenliebe erlösten seine Schützlinge ihn mit einem Steinschlag auf den Kopf.

Diese Vorgänge wurden 5 Jahre später durch Pater Pfefferkorn, SJ. aufgedeckt, der die sterblichen Überreste von Heinrich Ruhen fand und bestattete. Der Indianer, der den Steinschlag verübte, wurde dafür nicht zu Verantwortung gezogen, weil er es zugab und bereute.

Auch in Borsum muß dieser Tod bekannt geworden sein, denn er wurde im Kirchenbuch aufgezeichnet. Hier steht hinter seinem Taufeintrag der Vermerk: 1751, 21.11. Martyrer.

Nach 1760

Durch das Verbot jeglicher Missionstätigkeit der Jesuiten im spanischen Herrschaftsgebiet 1767 und den späteren Ordensverbot durch den Papst, endete die segensreiche Tätigkeit der Jesuiten. Die Kirchen und Missionsstationen verfielen.

Nach 1900

Nachforschungen und Ausgrabungen brachten wieder die Kenntnisse von segensreichen Wirken der Jesuiten hervor. Auch wurde umfangreiches Schriftmaterial aus dieser Zeit in den Archiven gefunden. Durch diese Hinweise wurden die Missonsstationen von Tubutama und Sonyta wiederentdeckt. Auch die Gebeine von Heinrich Ruhen hat man wiedergefunden. Heute steht an dieser Stelle ein Denkmal für diesen Borsumer, der hier, erst 33 Jahre alt, seinen frühen Mätyrertod starb.

Nach 1957

Die erste Veröffentlichung über den Borsumer Jesuitenpater in einer Zeitschrift für Geschichte in Bistum Hildesheim, veranlaßte den Borsumer Klaus Möller 1977 das Gebiet von Sonoyta aufzusuchen. Er fand hier eine große Verehrung dieses Borsumer Mannes. In Borsum wurde danach der Platz des eingeebneten Gänseteiches in „Pater Heinrich Ruhen Platz“ benannt.

Als die frühere Borsumer Lehrerin Franziska Achmüller 1996 ihre Tochter in Phoenix Arizona besuchte, nahm sie Kontakt mit den Verantwortlichen in Sonoyta auf. So kam ein Briefwechsel zustande, der in eine Partnerschaft mit dieser Mexicanischen Stadt einmünden soll. Zur ersten Kontaktaufnahme reiste eine Delegation aus Borsum von 12. bis 20. November 1997 nach dort. Neue Erinnerungsstätten sollen danach in Borsum und in Sonoyta errichtet werden.

heinrich.ruhen@gmx.de